Mythos "Langemarck"

25. Januar bis 16. März 2025

Mit ihrer Initiative "Langemarckstraße" stießen die belgische Gemeinde Langemark-Poelkapelle, das In Flanders Fields Museum und die University of Kent ein gemeinsames Erinnerungs- und Friedensprojekt an, das sich an über 30 deutsche Städte richtete. In einer neu konzipierten Wanderausstellung präsentieren sie die aufschlussreichen Erkenntnisse, die sie aus ihrer Initiative gewinnen konnten.

Im Herbst 1914 war der Erste Weltkrieg im Westen immer mehr zu einem Stellungskrieg erstarrt. Die Erstürmung verschanzter Bollwerke war nahezu unmöglich. Dennoch versuchten deutsche Truppen immer wieder, Verteidigungslinien des Gegners zu durchbrechen. Bei diesen Vorstößen setzte das Heer auch nur unzureichend ausgebildete Reservekorps von jungen Kriegsfreiwilligen ein. Am 10. November 1914 wurden über 2.000 Soldaten bei dem Versuch getötet, nahe der Ortschaft Langemark (deutsch: Langemarck) im belgischen Flandern eine Hügelkette zu erobern. Die Aufwärtsstürmenden waren für die von oben feuernden Schützen an den Maschinengewehren leichte Ziele und wurden förmlich niedergemäht.

Am folgenden Tag betonte der offizielle Heeresbericht, dass fast ausschließlich junge Soldaten mit dem Gesang des Deutschlandliedes „Deutschland, Deutschland über alles“ die feindliche Stellung angegriffen hätten. Der Heeresbericht entsprach nicht der Wahrheit, sondern war Kriegspropaganda: Weder bestanden die in Flandern kämpfenden deutschen Truppen zum größten Teil aus jungen Freiwilligen, noch ist es sehr wahrscheinlich, dass diese mit dem Deutschlandlied auf den Lippen singend ins Feld gezogen sind.
Nicht einmal der Ort Langemark war Schauplatz der Kampfhandlungen, sondern wurde wahrscheinlich für seinen deutsch klingenden Namen als Handlungsstätte des Gefechtes gewählt – deshalb wurde er auch eingedeutscht und mit „ck“ geschrieben.

Als „Mythos von Langemarck“ wurde die Opferbereitschaft von jungen Männern überhöht und ihr sogenannter Heldentod glorifiziert. Mit „Langemarck“ wurde über die Weimarer Republik hinaus bis in die Zeit des NS-Regimes an selbstloses heroisches Sterben für Nation und Vaterland appelliert.